1180 zerschlug Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152 - 1190) den Besitz des vorher so mächtigen Sachsenherzogs und übertrug dem Erzbischof von Köln, Philipp von Heinsberg, dem großen und schließlich siegreichen Gegenspieler des Welfen, die Herzogsgewalt über Westfalen und Engern.

Seinen neu erworbenen Herrschaftsbereich suchte der Kirchenfürst durch planmäßige Gütererwerbungen sowie durch Erbauung von Burgen und Befestigungen zu sichern. Er soll dafür etwa 50 000 Mark Silber ausgegeben haben, eine für die damalige Zeit beträchtliche Summe. Unter anderem kaufte er 1184 von Widukind II. von Schwalenberg das "Allod" Oesdorf, um dort eine Burg zu bauen, von der man den Weg, der durch das Tal der Emmer führte [Anmerkung: Die wichtigste Straße führte fast unmittelbar an der Burg vorbei.], überwachen konnte. Die Hälfte der Burg gab er Widukind als Lehen. Die Urkunde, die diesen für Pyrmont so wichtigen Handel regelt, befindet sich im Marburger Staatsarchiv. Der Name des Verkäufers wird nicht genannt, es kann aber nur Widukind gewesen sein, der mit "Petrimons" belehnt wurde.
Die Urkunde trägt außen die Aufschrift "Fundatio über die Schelle Pirmont". (Gründung der Schelle Pyrmont)

Um 1200 trennte sich Pyrmont von Schwalenberg; Widukinds Sohn Gottschalk I. scheint seinen Wohnsitz dauernd auf der Burg genommen zu haben, er nahm den Namen der Burg an.

Zwischen 1244 und 1254 beendeten die Söhne Gottschalks den Aufbau der Stadt Lügde.

Im Jahr 1376 verlegten die Grafen von Pyrmont ihre Residenz nach Lügde, und die Schellenburg begann zu verfallen.

Es muß sich einst um eine außerordentlich sichere Festung gehandelt haben. Die Trümmer, Gräben und Mauerreste sind heute noch zu sehen.


Meine Familie hat in diesem Tal gelebt, solange und soweit es schriftliche Aufzeichnungen gibt.
Viele ihrer Männer haben hiesige Frauen geheiratet, von denen viele aus Familien stammten, die hier seit immer wohnten.
Sie hatten Kinder, und bestellten ihren Acker - oder arbeiteten im Handwerk.
Ihre Mütter wiederum hatten Männer geheiratet, deren Familien seit Menschengedenken im Tal ansässig waren.

Und sie alle zahlten den Zehnten, oder Steuer, oder wie immer es geheissen haben mag, und leisteten dem Lehnsherrn Dienste - freiwillig sicher nicht, aber danach wurden sie nicht gefragt.

Sie waren es im eigentlichen Sinne, die diese Burg errichteten und alle anderen Gebäude im Tal, bis heute, die der Allgemeinheit nützlich waren und sind.
Sei es indirekt durch Steuern oder durch direkte Arbeit.
Wir alle können stolz auf sie sein.

Mein Großvater, mein Vater und heute mein Bruder Michael Schaper. bewirtschafteten direkt am Fuße des Schellenberges eine Gastwirtschaft, und in jeden Ferien waren wir täglich, mindestens ein mal am Tag oben auf der Burg.
Bist Du ein einziges mal oben gewesen?
Es ist erhebend. Tue es!

Jost Schaper, Webmaster dieser Seiten


Sagen zur Schellenburg:

Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853: "Schellpyrmont" Siehe auch: "Hessental"
Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 108
Kommentar: Münchhausen im Freimüthigen 1806, Nr. 47, S. 186.

Bild der Burgruine

Photo aus Ursula Möhring / Joachim Garfs: Bad Pyrmont, Otto Uhlmann Verlag, Bad Pyrmont, 1987

Fürst Georg Heinrich von Waldeck und Pyrmont ließ aus einem Teil der Steine 1824 den Aussichtsturm errichten, der sich heute dort erhebt.
Mit dem Bau der Burg im Tal 1526, dem späteren Schloß, wurde der Name der Burg dorthin übertragen.


War der Besuch der Burgruine im 17., 18. und 19. Jahrhundert einen üblichen Ausflug wert, so ist das Interesse daran am Ende des 20. Jahrunderts stark gesunken.

Hier klicken: Fotos der Burgruine heute
Bilder der beiden Wallgrabensysteme, Zisterne, Schutthügel, Mauerreste, usw.

Blick vom Königsberg (Oesberg) Richtung Norden
Das ältere Bild zeigt gut die exponierte Stellung des Schellenberges in der Bildmitte links.
(Davor vorn die Ziegelei, heute Campingplatz (Patzig) dahinter der Schellenhof (Tegethoff).)
Rechts bergan führend der Blick in das Hessental.
Es ist der alte Weg vom Tal aus nach Norden, nach Gellersen (Postweg) und der Zugang zur Burg.

 

   

Auf einem Stich aus dem Jahr1698 wird die Ruine, sicherlich stark überzeichnet, aber doch immerhin mit deutlichen Mauern gezeigt. Oben rechts "Y" soll die Schellenburg darstellen.

   

(Dr.med.) Henrich Matthias Marcard widmet ihr in seinem Werk Beschreibung von Pyrmont [in zwei Bänden], Leipzig 1784, nicht nur eine ausführliche Beschreibung, sondern setzt einen Kupferstich der Ruine als Vignette auf die Titelseite seines zweiten Bandes.
Marcard, S. 148 über Hünen- und Nienburg: "So viel sieht man leicht, dass sie schon seit geraumer Zeit zerfallen sein müssen, da von Schellpyrmont, das nun schon seit über vierhundert Jahre in Ruinen steht, noch so viel vorhanden ist."
und auf S. 119: "Von der jetzigen Wohnung des Regenten dieses Landes komme ich in natürlicher Weise zu der ehemaligen, deren Ueberbleibsel nur noch in Ruinen vorhanden sind, und heutigen Tages den Namen Schell-Pyrmont führt.

[...] jetzt sieht man hier weiter nichts mehr als einzelne Mauern, Ueberreste von Thürmen, Schutthaufen, Keller und tiefe Gräben; alles zusammen große Anlagen, die verdienen, daß man sie betrachte, weil sie gut ins Auge fallen, und man durch Seitenwege ganz bequem hinauf fahren kann. Es würde bald alles mit Wald bedeckt seyn, wenn nicht die vorerwähnte Allee es im Thale sichtbar machte, und auch von oben hinab eine Aussicht schaft. Ueber die Maassen angenehm ist es, wenn man aus dem dicken Walde von hinten zu diesem Orte kommt, und unvermuthet der Ruinen ansichtig wird, neben welchen her sich alsdenn bald die schöne Aussicht in das liebliche Thal öfnet."
 

(Dr.med.) Adrian Schücking schließlich, schreibt 1884, also wiederum 100 Jahre später, in Bad Pyrmont, Ein Führer für Curgäste und Fremde: "[...] liegt der Schellenberg, von dessen dunklem Grün das helle Gemäuer der Schellenburg sich ungemein malerisch abhebt. Die ursprüngliche Burg, Schellpyrmont, deren Gräben und Wälle noch deutlich sichtbar sind, wurde vom Erzbischof Philipp von Köln zur Bewachung einer dort herziehenden stark frequentirten Strasse 1184 gebaut.
[...]
Der Curverein veranlasst in diesem Jahr die Erbauung eines Fahrweges vom Bomberg zum Schellenberg."

 

Zustand der Burgruine heute: Kürzlich wurde der Aussichtsturm von 1824 von Grund auf restauriert.
Die übrigen, noch sichtbaren Mauerreste der Befestigung, sind zerstörerischer Witterung, Baumwurzeln und, möglicherweise, auch Vandalismus ungeschützt ausgesetzt.


Topografische Karte im Maßstab 1:7440 aus: www.tim-online.nrw.de

Eigentlich bereits zu spät, sollte keine Mühe gescheut werden, auch die restliche Bausubstanz archäologisch aufzunehmen, festzuhalten und zu konservieren, damit nicht in weiteren hundert Jahren, auch der letzte sichtbare Rest eines der ältesten Bauwerke in diesem Tal unwiderbringlich verloren ist.

Hier klicken:
Fotos der Burgruine heute:

Bilder der beiden Wallgrabensysteme, Zisterne, Schutthügel, Mauerreste, usw.
Wird fortgesetzt.

Burg Schell-Pyrmont
31812 Bad Pyrmont

Besichtigung: Bitten Sie den Besitzer des Restaurants Langer Grund, am Fuße des Schellenberges, Ihnen den Weg zu beschreiben. Festes Schuhwerk ist für einen Teil des Weges und die Erkundung der Burg selber nötig.